Ein Spaziergang durch Tönning

Schottsche Karre am Hafen

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Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Tönning, © 2016 Juergen Kullmann

Vor dem Skipperhuset am Hafen steht seit 2020 der Nachbau einer Schottschen Karre. Noch bis in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hinein besaß fast jeder Tönninger Krabbenfischer einen solche Karren, und mehr als zwanzig standen vor dem Bau des Eidersperrwerks rund um das Hafenbecken. Vom Hafen aus wurden die mit Krabben beladenen Karren von mehreren Männern in die nahegelegene Konservenfabrik Nohme geschoben, wo sie verarbeitet wurden.

Der Name für diesen Wagentyp führt in die Frühzeit der Hamburger Müllabfuhr zurück, als sie als ‘Straf- und Besserungsmittel’ für Strafgefangene eingesetzt wurden, die für die Abfuhr von Müll und Unrat zu zweit oder dritt vor die Karren gespannt wurden. Der erste Delinquent, der dazu abgestellt wurde, soll am 7. September 1609 ein gewisser Michel Schotte gewesen sein. Nach seiner Haftentlassung, heißt es, habe er sich zum ‘Karrenbuben’ ernennen lassen und die Aufsicht über die vor den Karren gespannten Gefangenen übernommen, worauf alle Welt von den Schottschen Karren sprach, ein Begriff, der an der Küste noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts geläufig war.


Ein Stadtrundgang durch Tönning
© 2020 Jürgen Kullmann