Nach dem Sturm

Herbst 2013

 

Freitag, 1. November 2013

DFoto: © Juergen Kullmann (Nis Puk-Kindergarten Toenning)er Pavillon im Garten hat ein paar seiner roten Schindeln verloren und der Apfelbaum steht etwas schief. Ansonsten hat der große Sturm, der am Montagmittag mit 192 km pro Stunde bei St. Peter-Ording Eiderstedt erreichte, auf unserem Grundstück keine Spuren hinterlassen. Entlang der Bundesstraße 5 schon, und das heftig. Auch in Tönning sieht man an den Straßenrändern zersägte Baumstämme und Äste und selbst bei uns in der Deichstraße manch ein beschädigtes Dach. Da muss Nis Puk hart gearbeitet haben, um das unsrige festzuhalten. Im Lidl-Markt wohnt offensichtlich keiner dieser friesischen Hausgeister. Das Dach des Discounters hat es besonders stark erwischt, so dass er immer noch geschlossen ist. Mindestens einmal im Jahr, und zwar zu Weihnachten, muss ein Hausbesitzer seinem Nis Puk eine Schüssel Grütze mit Butter bereitstellen. Geschieht das nicht, sucht er sich eine andere Unterkunft, und Haus und Hof sind ungeschützt dem Wetter, der Habgier und dem Verfall ausgesetzt. Gut, dass wir das nie vergaßen!

Wir haben Verwandtschaft im Haus, die erst morgen abreist. Mit Gunnar und Familie geht es zum Fischbrötchenessen in die Alte Fischereigenossenschaft. Dann suchen wir, wo wir gerade einen Ingenieur im Haus haben, am Sicherungskasten nach dem Beginn der Stromleitung, die im Pavillon endet und aus der kein ‘Saft’ kommt. Pech gehabt: meine Hoffnung, ein von mir im Sommer entdecktes, nicht angeschlossenes Kabel könnte es sein, bewahrheitet sich nicht.

Am Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen; außer Gunnar mit Frau und Kind sitzen sein Cousin und dessen Angetraute am Küchentisch, die er mit nach Tönning gebracht und im Haus nebenan einquartiert hat. Sie berichten vom Orkan Christian.

So richtig ernst genommen hatte die Sturmwarnung zu Beginn keiner. Die Bewohner der Ferienwohnung nebenan waren am Vormittag nach St. Peter-Ording gefahren und hatten es nach den ersten Böen so gerade noch geschafft, nach Tönning zurückzukehren – die letzten Kilometer im Schritttempo und, dem Himmel sei Dank, ohne von einem der umstürzenden Bäume getroffen zu werden. Gunnar war mit seiner Familie im Multimar-Wattforum, als dort der Strom ausfiel. Sich in den Wind legend kämpften die drei sich über den Parkplatz ins Auto und fuhren im Schneckentempo zum Haus zurück. Die Zufahrt vom Herrengraben zur Deichstraße war da bereits gesperrt, weil es vom Eckhaus Dachziegeln auf die Straße geregnet hatte, und die Zufahrt über die Süderstraße durch einen umgestürzten Baum blockiert. Nur der Weg über den Hafen war noch passierbar. Zwischenzeitlich kam dann der Gartentisch der Nachbarn über den 1,80 Meter hohen Zaun geflogen und verlor bei der Landung in unserem Gärtchen ein Bein. Schwein gehabt, dass er nicht im Badezimmerfester landete! Als der Sturm nachließ, klopfte die Feuerwehr an die Fenster, um nach den Besitzern von Autos zu fahnden, die den Aufräumarbeiten im Weg standen.

*  *  *

Es regnet. Viel von der Gegend scheinen die bei Kaffee & Kuchen um den Tisch Versammelten in ihrem Urlaub nicht gesehen zu haben, und so wollen wir ihnen, ehe sie morgen abreisen, noch etwas von Eiderstedt nahebringen. Auf geht’s nach Tetenbüll Haus Peter, Tetenbüll, © 2017 Juergen Kullmann ins Haus Peters, ihnen zu zeigen, wie im ausgehenden 19. Jahrhundert in Nordfriesland gelebt und gehökert wurde. Die Verwandtschaft zeigt sich interessiert – aus Ehrlich- oder Höflichkeit, das sei dahingestellt. Gunnar erwirbt zu Gunsten des Museums einen sündhaft teuren Essig, derweil wir uns mit einer Kunstkarte zufrieden geben.

Am Abend treffen wir uns in Pepes Fischerstube in der Westerstraße kurz vorm Bahnhof. Allen schmeckt’s, und Gunnar zahlt.

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Sonnabend, 2. November 2013

Gemeinsam mit Gunnars Familie und seinen Mitreisenden wird gefrühstückt. Dann machen sich die fünf auf die Heimfahrt ins Ruhrgebiet, und unser Urlaub beginnt damit, dass wir den Garten in Ordnung bringen – bis dann am Nachmittag der große Regen kommt. Am Abend gibt es ‘Schöpfnudeln’, Nudeln in Form von Kelchen, mit denen eine Sauce aus Hackfleisch, Gurken und Dill aus dem Teller geschöpft wird. Der Rest des Tages wird vertrödelt.

Nicht ganz vertrödelt, denn zunächst wird – als Werbung fürs Internet – die ‘Visitenkarte’ fotografiert, die die vorletzten Feriengäste auf der Tafel links der Tür zum Garten hinterlassen haben.

Eine Notiz auf der Wandtafel in der Eingangsdiele von uns Huus,
hinterlassen von Feriengästen im Herbst des Jahres 2013

Wandtafel

Und zu guter Letzt beschäftigen wir uns dann noch mit einem technischen Problem: Die vordere seitliche Längsbacke am Metallbett im Zimmer Captain’s Daughter hängt durch. Hatten wir da einen 250 Kilogramm schweren Feriengast im Haus, oder wurde das Bett zur Hopsburg umfunktioniert? Wir zerlegen es, tauschen die vordere Backe mit der wandseitigen und setzen sie dort um 180 Grad gedreht so wieder ein, dass die Biegung nach oben statt nach unten zeigt. Das bringt Stabilität, und wenn man jetzt aufs Bett schaut, ist nichts Durchhängendes zu sehen. Bis wir ein neues Bett besorgt haben, wird es wohl halten.

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Sonntag, 3. November 2013

Der Sturm ist zur Westküste zurückgekehrt, aber nicht mehr so heftig, wie er den Berichten zufolge am Montag gewütet hat. Und so sehen wir in St. Peter-Ording auch keine Windhose, trotz der steifen Brise. Statt dessen ist tote Hose, denn die beiden christlichen Kirchen haben in seltener Eintracht durchgesetzt, dass von Ende Oktober bis kurz vor Weihnachten die Läden sonntags nicht mehr öffnen dürfen. Es soll deswegen schon die eine oder andere Entlassung gegeben haben. Eigentlich hatten wir im Kaufhaus Stolz Wäsche kaufen wollen; da daraus nichts wird, wandern wir über die Buhne. Für die Seebrücke ist es uns zu stürmisch.

Wieder daheim wird mit neuer Pasta der Rest des Gurkengemüses von gestern verspeist und ein bisschen zu viel Wein getrunken. Das Fernsehprogramm gibt nichts her, und so wird der Kaminofen angeheizt und wir veranstalten eine private Vorlesestunde.

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Montag, 4. November 2013

Die Firma Schulz rückt schon vor dem Frühstück an — mien Deern hatte das irgendwie im Gefühl und zum frühen Aufstehen gedrängt. Wie wir noch herausfinden werden, hatte man uns per E-Mail über den Termin informiert, was nur nicht viel bringt, wenn man im Urlaub grundsätzlich offline ist.

Wie auch immer, der Chef wartet die Heiztherme und der Geselle macht sich daran, unterstützt durch die weisen Ratschläge meines Mädchens (von der das Konzept der Verlegung der Zuleitung stammt), im oberen Gästebad den neuen Heizköper zu installieren. Das bremst der Chef sogleich wieder aus, da er ohne Wasser in den Rohren die Heiztherme nicht testen und keine Abgaswerte messen kann. Der Geselle zieht von dannen und verspricht am Nachmittag zurückzukommen.

Einige Stunden sind vergangen. Der neue Heizkörper hängt und ist ‘im Prinzip’ auch angeschlossen, kann aber nicht in Betrieb genommen werden, da die beiliegende Lüftungsschraube nicht passt. Also wird der Zulauf erst einmal abgesklemmt. Im Moment braucht ihn ja keiner.

*  *  *

Unser Basti, der sympathische kleine Baumarkt im Ort, macht zum Jahresende dicht. Aus Altersgründen heißt es, doch vielleicht hat die verlockende Kaufofferte vom Aldi, der sich vergrößern will und mehr Parkplatz braucht, zu der Entscheidung beigetragen. Im Ausverkauf erwerben wir neben ein paar Kleinigkeiten eine Axt – auch wenn sie künftig wohl kaum den Zimmermann ersparen wird. In diesem Punkt setzt mien Deern auf den Bürgermeister von Vollerwiek.

Zum Abendessen gibt es einen Kohl-Brot-Auflauf frei nach Tim Mälzer. Statt des Kohls nehmen wir Wirsing.

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Dienstag, 5. November 2013

Vor den Toren Bredstedts, auf Frieisisch Bräist, schlendern wir durch die ‘größte Möbelschau der Westküste’, als welche sich Möbel Jessen präsentiert: Schöne massive weiße Holzmöbel, aber nicht ein schwarzes Metallbett, wie wir es als Ersatz für das verbogene Gestell im Zimmer ‘Captain’s Daughter’ brauchen.

Dann geht es in die Stadt, wo ich das Bahnhofsgebäude fotografiere, auch wenn es als solches keine Verwendung mehr findet. Der Bahnhof wurde Mitte der 1880-er Jahre am Ortsrand Bredstedts als Station der sogenannten Marschenbahn zwischen Hamburg und Ribe an der damaligen Nordgrenze des Deutschen Reiches errichtet. Am 17. Oktober 1887 hielt hier der erste Zug. Von der Bundesbahn zum Abriss freigegeben, wurde das Gebäude 1986 unter Denkmalschutz gestellt und von der Stadt erworben. Dank privater und städtischer Initiativen konnte es neuen Nutzungen zugeführt und 1989 komplett restauriert werden. Heute sind in ihm Wohnungen und ein Architektenbüro angesiedelt; die Züge halten an einem offenen Bahnsteig hinter dem Gebäude. Ob wir wissen, wo es hier Fahrkarten gibt? werden wir angesprochen. Mein Blick fällt auf einen Automaten.

Bahnhof Bredtstedt, © 2013 Juergen Kullmann

Das Wetter spielt nicht mit, und wir ziehen uns in den Baumarkt schräg gegenüber dem Bahnhof zurück. Der Versuch, dort Ersatzschindeln für die beim letzten Sturm von unserem Pavillondach geflüchteten zu bekommen, scheitert. “Nur auf Bestellung,” heißt es.

*  *  *

Gegen Mittag sind wir wieder in Husum, Sonne und Regen wechseln sich ab. Mien Deern will – mein Hinweis “Glutamat in 98 Varianten” fruchtet nichts – zu ihrem Chinesen, doch Schwein gehabt, er hat heute einen Ruhetag eingelegt. Der Erwerb eines grünen Friesennerzes für 99 Euro in einem Maritim-Shop am Außenhafen tröstet sie darüber hinweg. Beim Bäcker am Binnenhafen erstehen wir noch drei Stücke Kuchen und fahren ins Huus zurück.

Bis fünf Uhr haben wir noch Zeit, dann hat sich Herr Schulz angesagt, um den Heizkörper im Bad nun endlich in Betrieb zu nehmen. Ein Gang durchs Städtchen. Mein Mädchen inspiziert den neuen Wollladen in der Neustraße. Sie ist von ihm ganz angetan, auch wenn die Inhaberin sehr von sich eingenommen ist, für meine Begriffe arg viel redet und fundamentalistisch jeden Synthetikfaden im Strickgarn ablehnt.

Herr Schulz ist zu früh gekommen und wartet bei unserer Rückkehr in seinem Auto vor dem Haus. Dieses Mal passt das Entlüftungsventil und der Heizkörper wird an den Kreislauf angeschlossen. Wir montieren noch einen neuen Toilettendeckel und entsorgen den alten. Der neue wackelt etwas, doch das beheben wir später.

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Mittwoch, 6. November 2013

St. Peter-Ording zum Zweiten. Nach dem Wäschekauf bei Stolz im Gewerbegebiet stellen wir das Auto direkt am Bahnhof ab; unter den Bäumen über dem Parkplatz am Wäldchen war es uns nach den Stürmen der letzten Tage nicht ganz geheuer.

Beim Aussteigen aus dem Auto stellt sich heraus, dass sich der seit einer Weile klemmende Reißverschluss meiner erst acht Jahre alten Winterjacke nun gar nicht mehr schließen lässt beziehungsweise nach dem Schließen von selbst wieder öffnet. Völlig stressfrei findet sich schon im zweiten Laden, den wir ansteuern, Ersatz: ein Modell Polarnacht, das mit einer Dichtigkeit von 10.000 mm Wassersäule allen Unbilden des Nordseewetters gewachsen sein dürfte.

Wieder daheim werden die Handwerkerspuren oben im Bad beseitigt, die für den Heizkörper neu verlegten Kupferrohre gestrichen und ein paar Macken im lackierten Holzboden ausgebessert. Anschließend wird Captain’s Bedroom für die beiden Feriengäste vorbereitet, die sich für Anfang Dezember angekündigt haben.

Den Abend verbringen wir fast bis Mitternacht bei den Nachbarn von der Schmückerei.

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Donnerstag, 7. November 2013

Der Versuch, den etwas wackelnden, vorgestern im oberen Gästebad angebrachten neuen Toilettendeckel zu fixieren, scheitert kläglich. Am Ende sind zwei der mitgelieferten Schrauben ‘vermanscht’ und eine der beiden Aufhängungen ruiniert. Damit ist ein Umtausch nicht mehr möglich und zirka vierzig Euro sind im (Müll-)Eimer.

Wir fahren ins Gewerbegebiet von Husum. Auf halbem Wege bei Ingwershörn spannt sich ein gewaltiger Regenbogen über die Marsch. Die Landschaft liegt in einem wunderbaren Licht, und natürlich haben wir keine Kamera dabei. So erwerben wir ganz unprosaisch eine Viertelstunde später im Hagebaumarkt einen neuen Toilettendeckel mit einem anderen Befestigungssystem, dem gleichen wie im unteren Bad, denn mit dem kennen wir uns aus. Dazu kommt ein Paket mit zirka zwei Quadratmeter Schindeln als Ersatz für die, die uns der Sturm vom Pavillondach gerissen hat. Wir brauchen zwar nur fünf oder sechs Stück, aber es ist die kleinste Packungseinheit.

Die Installation des Toilettendeckels gestaltet sich ohne Probleme, dann wandern wir in die lütte Stadtbücherei von Tönning. Der auf Nordstrand lebende Krimidichter Hannes Nygaard hat sich angesagt und liest aus seinem neusten Werk Das Dorf in der Marsch, das auf der Halbinsel Eiderstedt spielt. Aus der Inhaltsangabe auf dem Rückendeckel:

Buchcover“Bauer Reimer Reimers staunt nicht schlecht, als er am Morgen im Bullauge seiner Biogasanlage einen menschlichen Finger entdeckt. Gehört er dem aus mysteriösen Gründen untergetauchten Bürgermeister? Oder gibt es einen Zusammenhang mit dem Streit um die geplante Windkraftanlage? Christoph Johannes und Große Jäger, die Kultkommissare aus Husum, stoßen in der scheinbaren Idylle auf unheilvolle Allianzen und etliche Verdächtige: Denn die Nachbarn sind einander in herzlicher Mordlust verbunden. …”

Tönning ist kultur- und mordbeflissen: es drängen sich so viele Besucher durch die Tür, dass die aus einer der Republiken des ehemals sowjetischen Weltreiches zugewanderte junge, kleine und nette Bibliothekarin das Problem hat, hinreichend Platz für alle Zuhörer zu schaffen – und zwar ohne zu morden.

In der Pause wandere ich die Regale in der Bibliothek ab und entdecke als gedrucktes Typoskript, d.h. als Faksimile der Schreibmaschinenseiten mit allen Korrekturen, Streichungen und Anmerkungen des Autors, Arno Schmidts Schule der Atheisten, eine Novellen=Comödie in sechs Aufzügen, wie er das Stück im Untertitel nennt. Das Werk des 1979 verstorbenen literarischen Einsiedlers und Sprach-Experimentators spielt – wohl kaum ein Zufall – genau hundert Jahre nach der Geburt seines Autors im Herbst 2014 in der Eiderniederung. Es existieren, aus heutiger Sicht schon fast prophetisch, nur noch die beiden Weltmächte USA und China, wobei an der Eider noch ein kleines deutsches Reservat unter dem Schutz der USA besteht. Dort lebt mit seiner Enkelin Suse inmitten seiner Bücher der weise alte Friedensrichter Kolderup. Am 7. Oktober 2014 wird er gegen drei Uhr in der Nacht mit einem Anruf aus Tönning aufgeschreckt, dass sich die Außenministerin der von Frauen regierten USA auf den Weg gemacht hat das Protektorat zu inspizieren, während zeitgleich der chinesische Außenminister naht. Und so wird Tellingstedt zum Ort eines globalen Gipfeltreffens …

Eine interessante Geschichte, nur müsste sie mal jemand aus dem Arno-Schmidtschen ins Deutsche übersetzen – oder aus dem Sprach=Gewusel die Handlung extrahieren und auf die Bühne bringen. Wogegen sich, so ist zu vermuten, seine literarische Nachlassverwalter verwehren dürften.

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Freitag, 8. November 2013

Postkarte in den Süden

Liebe Tante Gisela — Stürmische Grüße aus Tönning senden dir Hildegard und Jürgen. Den Sturm ‘Christian’ hat uns Huus gut überstanden, nur vom Pavillon haben sich ein paar Dachschindeln auf und davon gemacht. Im Gegenzug flog uns ein Gartentisch der Nachbarn zu, für den wir aber keine Verwendung haben, da ihm unterwegs ein Bein abhanden kam.

Heute scheint die Sonne, und wir werden – hoffentlich – den Schaden am Pavillon beheben. Seit einer Woche sind wir jetzt in Tönning und die Zeit vergeht wie im Flug. Urlaubsausflüge haben wir nur wenige gemacht.

Tschüss, H. & J.”

Der Chronist fährt fort

So, dann wollen wir mal sehen, ob das mit der angekündigten Reparatur des Pavillondaches klappt. Es ist ein sonniger Tag, der wettermäßig beste der Woche. Mien Deern, schwindelfreier als ich, klettert von unserer Seite her aufs Pavillondach und hämmert die lockere Spitze fest. Der Ersatz der Schindeln auf der Rückseite des Daches ist heute nicht möglich, da wir dazu auf das Grundstück der Nachbarn von der Süderstraße müssen. Wir hatten bei ihnen angeklingelt, aber es war niemand daheim. Ohne zu fragen, wollen wir ihren Garten nicht betreten.

Die La Paloma in Tönning, © 2013 Jürgen KullmannSo nutzen wir die herbstlichen Sonnenstrahlen für einen Spaziergang, zunächst zum Hafen hinunter, wo der Zweimaster La Paloma auf der Slipanlage der ehemaligen Holzschiff-Werft auf einen neuen Besitzer wartet. 1985 lief er hier vom Stapel. 249.000 Euro wollte der derzeitige Eigner ursprünglich für ihn haben, doch auch für die jetzt geforderten € 199.000 hat sich noch kein Interessent gefunden.

Weiter geht es die Eiderpromenade entlang, links der Fluss und rechts das Pumpenwerk Sterling. Ein vom Runden Tisch (ein gemeinnütziger Arbeitskreis zum Wohle der Stadt) aufgestelltes Schild Historisches Tönning zeigt die ehemalige Eiderwerft, die hier einst stand:

Eiderwerft, Foto einer Schautafel

Die Ursprünge der Werft gehen bis in das Jahr 1869 zurück, als Wilhelm Schömer und Wilhelm Jensen an dieser Stelle eine Reparaturwerkstatt errichteten. 1890 wurde daraus die Schiffswerft Schömer & Jensen, auf der – während sie mehrmals verkauft und umbenannt wurde – bis zu ihrer Schließung im Jahr 1924 Fracht- und Fischdampfer vom Stapel liefen. Von den 4.400 Einwohnern Tönnings arbeiteten im Jahr 1905 bis zu 1.200 auf der Werft.

Wir haben das ehemalige Werftgelände passiert, wandern weiter den Fluss entlang zum Hotel Fernsicht und ab dort auf der Deichkrone bis zum Ende des befestigten Wegs. Der neue Spielplatz am Grünstrand gegenüber dem Freibad ist in unseren Augen gut gelungen, hatten wir doch nach der Sperrung des alten und dem Abbau der Geräte befürchtet, dass es bald kaum noch etwas für Kinder gibt. Der Wasserspielplatz als Ersatz für das zugeschüttete Kinderbecken erscheint uns allerdings etwas kümmerlich. Da hat man anderen Ortes schon Interessanteres gesehen.

Am Abend gelingt es uns, Familie H. zu kontaktieren. Sie sind morgen zwar außer Haus, haben aber nichts dagegen, wenn wir über den Zaun klettern und unser Pavillondach von ihrem Garten aus reparieren. Ihren Gartentisch hatten sie noch nicht vermisst.

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Sonnabend, 9. November 2013

In einer Regenpause überwinden wir mit Hilfe einer Trittleiter den Zaun und schaffen Material und Werkzeug sowie eine von anderen Nachbarn geborgte längere Leiter hinüber. Sie wird an die Rückseite des Pavillons angelegt, und mein Mädchen klettert erneut aufs Dach. Mit Hilfe eines Schrubbers drücke ich die Schindeln hoch, während sie Bitumen darunter pappt. Es klappt besser als gedacht, auch wenn zwischendurch ein paar Regentropfen fallen. Dann packen wir den ganzen Kram zusammen, steigen auf unser Grundstück zurück und bauen die Trittleiter als Zauntritt ab. Gerade noch rechtzeitig, denn der Regen wird zum Dauerregen.

Eine halbe Stunde später: “Hast du eine Ahnung, wo wir unseren Zollstock gelassen haben? Ich muss da bei den Gardinen noch etwas ausmessen.” Hmm … Trittleiter geholt, in den Gartenmatsch vorm Zaun gestellt, rübergestiegen, und da liegt er auch schon. Mit dem Zollstock wieder zurück, Leiter abgebaut, vom Matsch gesäubert und weggeräumt.

Zwei Stunden später: “Sag mal, weißt du, wo unser Schrubber abgeblieben ist?” Trittleiter geholt, über den Gartenzaun geklettert … den Rest der Geschichte erspare ich mir.

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Sonntag, 10. November 2013

Die Wohnung wird geputzt und für die Anfang Dezember kommenden Feriengäste vorbereitet. Dann geht es ‘in die Verbannung nach Dortmund’. Doch nur für etwa sechs Wochen, denn in der Woche vor Weihnachten kommen wir ins Huus zurück.

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Unser Leben in ‘Uns Huus’: Spätherbst 2013
Letzte Bearbeitung 21.01.2020