Küchenbau auf Nordfriesisch

November 2015

 

Sonntag, 8. November 2015

lohmarkt in den Messehallen von Husum; der Eintritt ist frei, um eine Spende für einen gut genannten Zweck wird gebeten. Wir geben zwei Euro und verlassen die Halle zwei Stunden später mit einem Tontopf für Zwiebeln, der von unserer neuen Küche gehört hatte und meint, er könne sich wohl in ihr fühlen.

Weiter geht es nach Bredstedt, wo unsere Nachbarin, die Perlenmacherin von der Eider, auf einem Weihnachtsmarkt im Naturzentrum nahe dem Bahnhof einen Stand gemietet hat. Sie zeigt sich zufrieden mit der Resonanz. Wir begeben uns mit ihrem Ehemann ein Stockwerk tiefer zu Kaffee & Kuchen und weihen ihn in die Details unseres Küchenabenteuers ein. Das ihre liegt ein Jahr zurück.

Dann steigen wir wieder in den kleinen Ausstellungsraum hoch. Am Stand neben der Perlenmacherin finden sich ein paar sehr interessante Dinge, meint mein Mädchen, “dieser Ring da zum Beispiel … ?” Die Hüterin des Standes bekommt das mit. Ob nicht rein zufällig bald Weihnachten sei? fragt sie mich fixierend. “Ach, mien Deern, schau dir doch mal die anderen Stände an, ich habe hier noch zu tun!” Beim zweiten Rundgang gesellt sich dann noch ein silbernes Schaf an einem Kautschukriemen – Lola ist Veganerin – für unser allerliebstes Patenkind dazu.

Am Abend bewundern wir erneut unsere im Rohbau befindliche Küche – wer durchs Fenster schaut, hält uns wahrscheinlich für verrückt, wie wir da mit einem Glas Wein in der Hand sitzen sitzen und auf halb aufgebaute Küchenelemente starren. Wir sind wieder in Tönning angekommen, denn die Autobatterie hatte es nach anfänglichem Zögern doch noch geschafft, den Motor zum Laufen zu bringen.

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Montag, 9. November 2015

Die Autobatterie schwächelt. Seit ein paar Tagen springt sie morgens kaum noch an. Schon gestern vor der Fahrt nach Husum und Bredstedt war uns etwas mulmig gewesen, doch die Fahrstrecken waren recht lang, so dass die Batterie Zeit zum Aufladen hatte und der Motor jedes Mal wieder in Gang kam. Immerhin verrichtet sie seit mehr als 100.000 Kilometer ihren Dienst.

Doch jetzt muss wohl eine neue Batterie her! Ich versuche es bei der größten Tankstelle des Ortes, der Esso-Tankstelle an der Gardinger Chaussee. “Batteriewechsel? Nee, sowas können wir nicht.” Ein neuer Versuch: Da gibt es doch die Autowerkstatt Thomsen, nur ein paar hundert Meter von hier entfernt auf dem Weg zum Recyclinghof. Die Bürotür steht offen, das Tor der Halle auch, aber nichts ist zu hören und keine Mensch zu sehen. Rechts neben dem Tor scheint sich ein Klingelknopf an der Wand zu befinden. Ich nähere mich dem Tor, da kommt boshaft kläffend ein Hund aus der Halle getrabt und setzt sich unter den Klingelknopf. Ich warte eine Weile, denn bei diesem Kläffen wird wohl bald jemand kommen – denke ich. Falsch gedacht, es kommt niemand.

Was nun? Auf dem Weg zum Sky-Markt kommen wir immer an einer freien Tankstelle mit Werkstatt vorbei, fällt mir ein, Autoservice Radspieler & Sauter, erfahre ich später. Gerettet, keine wilde Bestie vor der Tür, und eine passende neue Batterie haben sie auch auf Lager. Kostenpunkt: 110 Euro plus 20 Euro für den Einbau und die Entsorgung der alten. Dann fahre ich noch einmal zum Recyclinghof zurück und liefere die beiden Säcke mit Gartenabfällen ab, die ich fast im Kofferraum vergessen hätte.

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Wann kommt der Elektriker? Wir meinen uns zu erinnern, dass er “Montagmittag” gesagt hatte, derweil SB am Sonnabend von “Montagmorgen” sprach. Wir warten. Und warten. Also wohl doch erst gegen Mittag. Ist 15 Uhr noch Mittag? Wir warten weiter. Es wird 16 Uhr, dann 17 Uhr. Wir haben das Warten schon fast aufgegeben, da erscheint er gegen 17.30 Uhr. Probleme auf einer anderen Baustelle, sagt er, und er habe halt keine Handy-Nummer von uns gehabt – so wie wir auch keine von ihm.

Der Elektroherd wird angeschlossen, dann werden die Steckdosen und Schalter installiert und die Beleuchtung für den Guinness-Tucan über der Spüle angebracht. Gegen 19 Uhr zieht er von dannen, und wir wünschen ihm einen schönen Feierabend. “Nichts da von wegen Feierabend”, grinst er, “auf zur nächsten Baustelle!”

Wir testen den Herd und weihen ihn mit Bratkartoffeln ein. Sehr schnell heiß wird die Pfanne auf der Induktionsplatte. Warnungen einer Zeitgenossin, Induktions-Kochfelder würden nervige Geräusche von sich geben, erweisen sich als Ammenmärchen, denn außer dem Brutzeln der Kartoffeln hört man rein gar nichts. Dazu gibt es Fisch in Gelee; den hatte ich am Nachmittag bei Ratjens besorgt, derweil mien Deern mit dem Warten auf den Elektriker beschäftigt war,.

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Dienstag, 10. November 2015

unkt acht Uhr steht SB auf der Matte: Einbau der Dunstabzugshaube, dann der der Spüle, die bislang nur provisorisch auflag. Filigrane Uhrmacherarbeit ist angesagt, damit das Rohr-Gewusel so eng an die Wand rückt, dass sich die Einschübe unter der Spüle noch schließen lassen. Dazu muss der Meister mehr oder weniger in den Schrank unter der Spüle kriechen – gut dass er so schlank ist! Zwei Stunden Arbeit, doch im Ergebnis haben wir noch nie eine Spüle gesehen, deren Wasserzulauf und -ablauf dem Schrank so wenig Platz wegnehmen.

Über Nacht, sagt er, ist ihm auch noch eine Lösung für die Türverblendungen vor dem Kühl- und Gefrierschrank eingefallen, die darin besteht, den vom Schrankhersteller vorgesehenen zwanzig Zentimeter hohen toten Raum unter dem Kühl-/Gefrierblock nach oben zu verlagern. Dazu muss das Zwischenbrett unten entfernt und oben ein neues eingesetzt werden. Morgen! Am Nachmittag macht er sich auf die Socken und nimmt die beiden Türverblendungen mit, um von seinem Tischler passende Scharniere anbringen zu lassen. Wir fahren derweil ins Gewerbegebiet von Husum und kaufen ein: Haken für Topflappen, einen neuen Wasserkocher und eine noch fehlende Steckdose.

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Mittwoch, 11. November 2015

nser Küchenbauer rückt mit den Türen für Kühl- und Gefrierschrank an, doch zunächst muss das Gerät aus dem Schrankelement raus, das wie gestern besprochen umgebaut wird. Das ist aufwändiger und dauert länger als (von uns) gedacht. Dann kommen Kühl- und Gefrierschrank wieder rein, sitzen nun zwanzig Zentimeter tiefer, und die Türen passen – wenngleich man nun nach dem Öffnen der Kühlschranktür in einen zwanzig Zentimeter hohen Spalt über dem Gerät blickt. Vor dieses potentielle Geheimfach gehört jetzt noch eine Blende. So ist das, wenn man eine vorhandene Kühl-/Gefrierkombination für eine neue Küche weiterverwenden will, doch der Liebherr ist noch keine fünf Jahre alt und hatte einen vierstelligen Euro-Betrag gekostet. Und dann ist da auch noch der Aspekt der Nachhaltigkeit.

Eine solche Blende ist nicht vor Ort, und so fährt SB gegen 13 Uhr zu seinem Tischler nach Hattstedt um eine anfertigen zu lassen. Gegen 15 Uhr ist er zurück und baut sie ein, womit das Tagwerk erledigt it.

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Für den Abend haben wir Nachbarn zum Essen eingeladen, eine Art Einweihung der neuen Küche, auch wenn, wie ersichtlich, noch nicht alles fertig ist:

Küche Uns Huus vor November 2015 © 2011 Juergen Kullmann

Eine portugiesische Cataplana soll es werden. Ein Problem bereiten die gefrorenen Muscheln vom Discounter: sie wollen sich beim Kochen nicht öffnen – woran der neue Herd aber keine Schuld trägt, betont mien Deern. Wir fischen sie wieder heraus, und auch ohne sie ist die Cataplana ausgesprochen lecker und mundet unseren Gästen vorzüglich.

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Donnerstag, 12. November 2015

Tonnenleger Hildegard, Husum, © 2015 Jürgen Kullmannnser Küchenbauer will heute ‘irgendwann ab zirka 15 Uhr’ kommen, da bleibt noch Zeit für einen Ausflug nach Husum – für einen Ausflug, wohlbemerkt, nicht für den Besuch eines Baumarktes, worauf ich großen Wert lege.

Als Erste wird die Hildegard fotografiert, die mehr als hundert Jahre alte schmucke Tonnenlegerin, die als Ausstellungsstück des Schifffahrtsmuseums ihren Altersruhesitz auf der Slipanlage der ehemaligen Husumer Werft an der Wasserseite des heutigen Rathauses gefunden hat. Von seinem Architekten einer Werft nachempfunden, kann man das 1988/89 errichtete Gebäude bei Nebel tatsächlich für eine Werft halten. Dem Vernehmen nach mochten die Husumer Bürger ihr neues Rathaus nach der Fertigstellung überhaupt nicht, doch die Zeit ändert den Geschmack, und jetzt wollen sie es nicht mehr missen. Das war schon nach dem Bau der Marienkirche am Marktplatz so, und dem Eiffelturm in Paris erging es seinerzeit nicht anders.

Herrliches Wetter und blauer Himmel, endlich einmal, nach einer Reihe von trüben Tagen! Noch ein paar Fotos von der Hafenszenerie, der ‘Krug an der Schleuse’ gegenüber dem Rathaus darf dabei nicht fehlen, und dann geht es stadteinwärts. Durch die Hohle Gasse muss der Wanderer kommen, wenn er den Zugang zum Husumer Fachgeschäft für Überflüssiges fotografieren will – wer denkt dabei um diese Jahreszeit nicht an Weihnachtsgeschenke? Seit einem Jahr will ich den Eingang mit diesem Schild ablichten. War das Wetter gut, hatte ich den Fotorucksack nicht dabei, und hatte ich ihn auf, regnete es mir entweder die Linse zu oder die Müllabfuhr hatte Tonnen vor das Schild gerückt. Doch heute passt alles!

Husum © 2011 Juergen Kullmann

Gleich daneben – oben rechts in der Bilderreihe – steht das Haus, in dem Theodor Storm seine Kindheit verbrachte, auch davon ein Foto. Und handelt es sich bei den Silhouetten der beiden Herren ganz rechts nicht gar um Gestalten aus einer Stormschen Novelle? Vielleicht um den Herrn Senator und einen seiner Söhne? Das Haus, in dem die Erzählung Die Söhne des Senators spielt, steht rechts von ihnen um die Ecke. Der Abwechslung halber gibt es in der Geschichte ein Happyend.

Villa Fabelhaft, Husum, © 2015 Jürgen KullmannNoch ein weiteres Gebäude steht auf der heutigen Fotografierliste, die im Husumer Jargon so genannte Villa Fabelhaft neben dem ehemaligen Gebäude von Karstadt, das zusammen mit dieser abgerissen und einem Shopping Center weichen soll. Es ist die wohl letzte Chance, das Gebäude aus der Gründerzeit abzulichten. Ich nutze sie.

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Gegen halb drei am Nachmittag sind wir zurück, wollen unseren fleißigen Handwerker schließlich nicht vor verschlossener Tür stehen lassen. Doch er erscheint nicht. Auch nicht um vier, auch nicht um fünf und auch nicht um sechs. Telefonisch ist er nicht erreichbar. Um halb acht kommen Nachbarn aus der Süderstraße zum Richtfest für die noch nicht ganz fertiggestellte Küche. Doch wo steckt Sax Brodersen? Es folgt eine unruhige Nacht.

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Freitag, 13. November 2015

Noch vor dem Frühstück versucht mien Deern unseren Küchenbauer zu erreichen. Wider Erwarten klappt es. Er habe sein Handy gestern Abend auf einer Baustelle liegen gelassen, entschuldigt er sich, und uns somit nicht erreichen können. Wegen der Probleme auf eben dieser Baustelle sei er auch heute verhindert, doch morgen früh gegen neun komme er bestimmt, um die Restarbeiten zu erledigen.

Und was tun wir? Matjes einkaufen für Tante Hetti und die Betten beziehen für Feriengäste, die sich für Anfang Dezember angemeldet haben. Dann fahren wir nach Husum und halten erfolglos nach einem neuen Teppich für die Diele Ausschau, denn der alte macht nach der Sommersaison einen etwas mitgenommenen Eindruck.

Zum Abendessen haben wir die Familie unserer Hauswartin in Kerlins Kupferpfanne nach Garding eingeladen. Nach zwei Jahren sind die Renovierungsarbeiten dort endlich abgeschlossen, und das Restaurant wirkt auch von außen wieder proper.

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Sonnabend, 14. November 2015

arten auf unseren Küchenbauer. Gegen halb elf klopft er an die Tür. “Kleine Verspätung wegen eines Staus auf der B 5”, entschuldigt er sich. Eine kleine? Immerhin haben wir seit neun Uhr mit einem Frühstück auf ihn gewartet. Er zeigt sich überrascht, habe er doch gedacht sich für zehn Uhr angekündigt zu haben.

Und dies sind die Restarbeiten: Legen einer Silikonfuge zwischen Arbeitsplatte und Fliesenspiegel, Anbringen der Regale und der Regalbeleuchtung, Befestigung der Sockelleisten. Eine von ihnen ist drei Zentimeter zu kurz. Daran lässt sich heute nichts mehr ändern, und so bleibt zunächst ein Spalt für die Maus. Außerdem fehlt als ‘Krönung’ die noch anzufertigende Abdeckplatte für die Oberschränke, damit die Küche, wenn man die offene Treppe herabkommt, auch von oben einen hübschen Anblick bietet. Wir vereinbaren den 21. Dezember für die ‘restlichen Restarbeiten’. Damit er dann auch wirklich kommt, verspricht ihm mien Deern, in dem neuen Backofen Windbeutel zu backen. Die “mog he för sien Leven geern”, verrät er, seien aber bei ihm in Hattstedt “nich to kriegen”.

Küche Uns Huus  © 2016 Juergen Kullmann

Am Nachmittag machen wir neue Küchenfotos fürs Internet. Dann wird mal wieder die Reisetasche gepackt, denn morgen früh geht es zurück nach Dortmund.

 
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Unser Leben in ‘Uns Huus’: November 2015
Letzte Bearbeitung 11.08.2022