Zwischen gestern und heute

Einst im Juni

 
1. Juni 1927 – Ein kleiner Schritt für den Reichspräsidenten

... und ein großer Schritt für Sylt. Im Bahnhof von Westerland steigt Reichspräsident Paul von Hindenburg aus dem ersten vom Festland kommenden Zug. In der Folge wird das mondäne Kampen zum Treffpunkt des europäischen Jetset und Sylt nicht nur für Hamburgs feine Gesellschaft zum touristischen Mekka. “Die Bahnhofsvorsteher vom Hamburger Hauptbahnhof und vom Altonaer Bahnhof wetteiferten darum, wer die schönsten Züge nach Sylt schicken durfte und dabei am pünktlichsten war”, berichtet 80 Jahre später Bundesbahn-Oberamtsrat a.D. Erich Staisch aus Heikendorf bei Kiel, in dessen Geburtsjahr die Strecke in Betrieb genommen wurde.

Der Bau des Eisenbahndammes hatte vier Jahre gedauert, vom Festland her durch die Philipp Holzmann AG und von Sylt her durch die Firma Peter Fix Söhne. Der Damm unterbricht allerdings auch den Gezeitenstrom, der bis dahin zwischen der Insel und dem Festland floss, und die Änderung der Strömungsverhältnisse gilt als mitverantwortlich für den späteren dramatischen Landverlust an Sylts Südspitze.

top

2. Juni 1825 – Zwangsübernachtung für einen König

Nachdem bei der als Halligflut in die Geschichte eingegangenen Sturmflut vom 3. bis 5. Februar 1825 rund 800 Menschen ums Leben gekommen waren, befahl der dänische König Friedrich VI zu Gunsten der Opfer und Behebung der Schäden eine Kirchenkollekte und Haussammlung in seinem gesamten Herrschaftsgebiet. Im Frühsommer brach er dann zu einer Inspektionsreise auf um die Flutschäden zu besichtigen und landete am zweiten Juni auf Hooge, das damals zum dänischen Gesamtstaat gehörte.

Ein Glücksfall für die Hallig bis heute, denn ein Sturm verhinderte am Abend seine Abreise, so dass er die Nacht auf dem Eiland verbringen musste. Dazu wählte er sich die gute Stube im 1776 von Kapitän Tade Hans Bandix erbauten Traufenhaus auf der Hanswarft aus, ein mit aus Holland stammenden biblischen Fliesen und Decken- und Türmalereien vornehm ausgestatteter Raum, der seither als Königspesel bekannt ist. Mit den Mitbringseln der Kapitäne aus früheren Jahrhunderten gilt er heute als bedeutendstes Dokument der Halligkultur und wurde nicht zuletzt durch die Übernachtung des Königs zur größten Touristenattraktion der nordfriesischen Halligen.

top

15. Juni 1881 – Jules Verne bunkert in Tönning Kohle für seine Yacht

Im Mai 1881 brach Jules Verne mit seinem Bruder Paul, zwei weiteren Touristen und 17 Mann Besatzung auf seiner Dampfyacht Saint Michel III über Deal in England und Rotterdam zu einer Reise nach Kopenhagen auf. Am 13. Juni trafen sie viel später als geplant in Wilhelmshaven ein, wo er eigentliches Reiseziel schon aufgeben wollte, als ihm von Seeleuten vorgeschlagen wurde, die Fahrt in die Ostsee mittels einer Passage über die Eider und den Eiderkanal abzukürzen und so die verlorene Zeit wieder reinzuholen.

Dies taten sie dann auch, und zwei Tage später schrieb sein Bruder in sein Tagebuch: “Am 15. Juni gegen Abend kamen wir in dem Hafen von Tönning an, der eine malerische Lage am rechten Eiderufer hat, und nachdem am nächsten Morgen Kohle gefasst war, besorgten wir uns einen Lotsen nach Rendsburg, dem Punkte, wo der eigentliche Kanal seinen Anfang nimmt”. Welchen Eindruck Tönning auf Jules Verne machte, wissen wir nicht, denn sein eigenes Schiffstagebuch, das er auf der Reise führte, wurde bis heute nicht veröffentlicht.

Quelle: Paul Verne: De Rotterdam à Copenhague à bord du yacht à vapeur Saint-Michel. Unter dem Titel Jules Verne in Schleswig-Holstein in der Übersetzung von Hanne Witte neu herausgegeben von Frank Trende.

top

20. Juni 1559 – Das Ende der Dithmarscher Bauernrepublik

Nach der Letzten Fehde, in der die Bauernrepublik Dithmarschen ihre Unabhängigkeit an Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf, König Friedrich II. von Dänemark und Herzog Johann II. von Schleswig-Holstein-Hadersleben verlor, kommen rund 4.000 Männer aus dem nördlichen Dithmarschen am Rande der Feldmark zwischen Lohe und Rickelshof vor Heide zusammen, um nach verlorenem Krieg den neuen Herrschern den Huldigungseid zu leisten. Sie bilden dabei einen Kreis um den königlichen Statthalter Heinrich Rantzau, die Herzöge Adolf und Johann von Schleswig und Holstein sowie deren Räte.

Zuvor war in einwöchigen Friedensverhandlungen ein Herrschaftsvertrag ausgehandelt worden, der eine Art Grundgesetz des öffentlichen Lebens in Dithmarschen enthielt und bis zur Machtübernahme durch die Preußen 1866/67 die staatliche Ordnung bestimmte.

top down


Einst im Juni – Nachrichten von der Westküste, letzte Ergänzung: 01.06.15