Küstenlexikon

Geschichte, Kultur und Gesellschaft

Back

Vorderer Teil eines Schiffes, auch als Synonym für die unter dem Vordeck liegenden Quartiere der Matrosen. Der Vorderer Teil eines Schiffs ist das Achterdeck.

Backbord

Die linke Seite eines Schiffs in Fahrtrichtung, die rechte ist Steuerbord. Die Bezeichnungen gehen bis in die Wikingerzeit zurück, in der der Steuermann hinten rechts stehend der linken Seite seinen Rücken (engl. back) zuwandte. Die Farben Grün für die rechte Steuerbordseite und Rot für die linke Backbordseite wurden 1847 von der britischen Admiralität festgelegt.

Backschap

Küchendienst auf einem Schiff.

Bake

Ein festes, unbefeuertes, in Ufernähe aufgestelltes Seezeichen zur Markierung von Fahrwassern.

Bakengeld

Eine Schiffsabgabe zur Unterhaltung der Fahrwassertonnen und Befeuerung der Fahrwasser.

Barnseil

Tragegurt.

Bauknecht

Siehe: Buknecht.

Beamtenlaufbahn

Name einer Straße in Norderstedt, der mit knapp 72.000 Einwohnern fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins. Es handelt sich um eine Sackgasse.

Beiern

Eine fast vergessene Tradition, die bis heute im ostfriesischen Schortens praktiziert wird. Dort klettern am Heiligabend und Sylvester fünf Männer auf die Spitze der örtlichen Kirche und bringen die tonnenschweren Glocken bis zu eine Stunde lang per Hand zum Schlagen, was nach alter Tradition die bösen Geister vertreibt. Dabei schwingt die Glocke selbst nicht, sondern die Klöppel werden mit Hilfe von Seilzügen gegen die Glocke geschlagen. Auch Holzhämmer können zum Einsatz kommen.

Bernstein

„Im Jahr 1710 fand Johann Hieronymus Bern am Strand der Ostsee einen Stein. Er dachte, es seien die Tränen einer Meerjungfrau. Der Stein war sehr leicht und sehr schön. Er wollte ihm den Namen Johann-Hieronymus-Bern-Stein geben, doch das konnte sich niemand merken, und deswegen wird der Stein seither nur Bernstein genannt“, will jemand Millie in dem Buch Millie an der Nordsee weismachen. Doch so schön die Geschichte auch ist: die deutsche Bezeichnung Bernstein leitet sich vom mittelniederdeutschen börnen (brennen) beziehungsweise börnesteen (Brennstein) ab und ist auf die auffällige Brennbarkeit dieses ‘Steins’ zurückzuführen.

Besan

Der hintere Mast eines Schiffes.

Bestmann

Zweiter Mann auf einem kleinen Schiff.

Biikebrennen

Biikebrennen in Tönning, © 2015 Juergen KullmannAm 21. Februar brennen entlang der nordfriesischen Küste und auf den vorgelagerten Inseln die Biike-Feuer und treiben den Winter aus. „Maak di Biiki ön!“ heißt es dann auf Friesisich. Zum Biike (dt.: Feuerzeichen) gehören ‘Brandreden’, die meist von den Bürgermeistern der Gemeinden gehalten werden. Ein besonderer Brauch wird von den Schulkindern auf der Hallig Hooge gepflegt: Da sie beim Aufbau maßgeblich beteiligt sind, haben sie das Recht, während des ‘lodernden Feuers’ allen Umstehenden die Gesichter mit der ersten Asche zu schwärzen.

Die mitunter vertretene Meinung, die Feuer gingen auf ein Abschiedsfest für friesische Walfänger zurück, weist der Leiter des Nordfriisk Instituut Prof. Thomas Steensen als ‘baren Unsinn’ zurück. Eher gebe es gemeinsame Ursprünge mit Fastnachtsbräuchen anderer Regionen. Ursprünglich wurden die Feuer zu Beginn der Fastenzeit sechs Wochen vor Ostern angezündet, bis es um die Mitte des 19. Jahrhunderts dem Sylter Chronisten C.P. Hansen gelang, den 21. Februar als zentralen Tag zu durchzusetzen.

Sucht man heidnische Ursprünge, so findet man im keltischen Jahr das Imbolc-Fest, mit dem am 1. Februar der Jahresmorgen (Frühling) beginnt. Imbolc bedeutet wörtlich etwa Schafsmilch, der Zeitpunkt, von dem an die Mutterschafe Milch produzieren.

Im Jahr 2014 wurde das Biikebrennen in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen.

Bilegger

Ein gusseiserner Beilegeofen in Wohnräumen norddeutscher Bauernhäuser, der von der benachbarten Küche aus beheizt wurde. Der Name leitet sich vom niederdeutschen bileggen (dazulegen, nachheizen) ab.

Bilge

Die tiefste Stelle im Bootsrumpf. Dort sammelt sich bei Holzschiffen das in den Schiffsrumpf eingedrungene Leckwasser, bei moderneren Schiffen auch das Kondenswasser.

Blanker Hans

Bezeichnung für die Nordsee bei Sturmfluten. Der Name stammt vermutlich aus dem Niederländischen (blank = weiß, von der weißen Gischt) und geht nach Aufzeichnungen des 1626 auf Nordstrand geborenen Pastors Anton Heimreich auf einen Deichgrafen von Risum zurück, der nach Fertigstellung eines neuen Deiches herausfordernd „Trutz nun, blanker Hans“ gerufen haben soll. Kurze Zeit später brach der Deich jedoch bei der Zweiten Großen Mandränke.

blank laufen

Ist bei eine Hallig bei Landunter bis auf die Warften überflutet, sagt man auch, sie sei ‘blank gelaufen’.

Bonde

Im Mittelalter ein freier Bauer auf eigenem Besitz.

Bondestave

Friesischer Begriff für den Halligflieder, der im Juli und August lila blüht.

Bootfahrten

Bezeichnung für die acht bis zehn Meter breiten Kanäle auf der Halbinsel Eiderstedt, die nicht nur den Binnenverkehr dienten, sondern auch die Entwässerung verbesserten. So entstanden von 1612 bis 1615 die Süderbootfahrt von Garding nach Katingsiel, die Norderbootfahrt von Tetenbüll nach Tönning und eine Verbindung von Tönning zur Süderbootfahrt, auf denen zahllose Güter transportiert wurden, da die Kleinwege in der Marsch witterungsbedingt oft unpassierbar waren.

Börteboote

Helgoländer Börteboote, © Juergen KullmannZum Ausbooten der Touristen von den vor Helgoland auf Reede liegenden Fähren eingesetzte hochseetüchtige, offene Boote aus massivem Eichenholz. Sie sind etwa zehn Meter lang, drei Meter breit und wiegen um die acht Tonnen. Bis zu 50 Passagiere finden in ihnen Platz.

Technisch nötig sind sie nicht, denn die heutigen Fähren könnten auch am Anleger festmachen, doch sehen die Helgoländer in den Börtebooten eine wichtige Einnahmequelle, so dass sie den Fähren im Sommer das Anlegen am Kai nicht gestatten.

Bröök

Durchbruchstelle am Deich. Siehe auch: Wehle.

Bud pedden

Mit den nackten Füßen nach im Sand eingegrabenen Plattfischen tasten.

Buhne

Ein niedriger Damm zur Beruhigung des Wellenschlags.

Buknecht

Hochdeutsch: Bauknecht. Auf größeren Bauernhöfen der Großknecht, der eine Art Verwalterstelle innehatte und dem der Bauer besonders vertraute.

Büll

Endet ein Ortsname mit büll, so kann man davon ausgehen, dass er von Friesen gegründet wurde, den Büll bedeutete im Friesischen nichts anderes als ‘Siedlung’ Niebüll ist dann die neue Siedlung und Uhlebüll die alte.

Bummeis

Dünnes, mit Luftblasen gefülltes Eis.

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Nordfriesland-Lexikon – Letzte Ergänzung: 10.10.2021